Geschichte (fs)
Aus der Geschichte des Dorfes Sisseln
Die älteste Erwähnung des Ortsnamens, „in Sisellen“, datiert ins Jahr 1327. Ob eine Siedlung oder lediglich eine Flur gemeint war, ist nicht klar. Ebenso ungewiss ist, ob das 1306 erwähnte „Husen“ bzw. das 1388 genannte Dorf „ze Husen uf der Sisselen“ eine alte Bezeichnung für Sisseln darstellt. Zweifellos war der Sisslebach Namensgeber des Dorfes. Der Gewässername wurzelt im alteuropäischen Flussnamen Sissila, der „die Fliessende“ oder „die Feuchte“ bedeutete.
In römischer Zeit führte bei Sisseln eine Strasse vorbei, an der die Römer im 4. Jh. östlich der heutigen Kapelle ein befestigtes Magazin erbauten. Unter der habsburgischen Herrschaft gehörte der Ort lange zur Vogtei Kaisten und somit zur Herrschaft (Grafschaft) Laufenburg. Im 18. Jh. bildete Sisseln eine selbständige Vogtei, die 1803 nach dem Ende der habsburgischen Herrschaft eine aargauische Gemeinde mit rund 230 Einwohnern wurde. Stets eng waren die Beziehungen zum Nachbarort Eiken. Noch zur habsburgischen Zeit besassen Eiker Bürger zugleich das Sissler Bürgerrecht und umgekehrt. Dieser Rechtsstatus gründete möglicherweise in der gemeinsamen Nutzung eines Waldgebiets, die 1810 endete. Kirchlich unterstand Sisseln der entfernten Pfarrei Frick und wurde 1797 der Nachbarpfarrei Eiken zugeteilt. 1823 erbaute die Gemeinde mit viel Fronarbeit eine Kapelle zu Ehren des hl. Fridolin von Säckingen.
Während Jahrhunderten bildete die Landwirtschaft die wichtigste Lebensgrundlage. Zusammen mit Bauern aus den umliegenden Dörfern bewirtschafteten die Sissler das von einem ausgedehnten Bewässerungssystem durchzogene Sisslerfeld. Auch das Rheingewerbe, vor allem Fischerei und Flösserei, brachten Arbeit und Verdienst. Manche Sissler banden unterhalb Laufenburg die Stämme der oberhalb der Laufenburger Stromschnellen aufgelösten Flösse wieder zusammen. Im 19. Jh., als die Flösserei ihren Höhepunkt erreichte, lebten im Dorf rund zehn Flösser. Weitherum bekannt wurde der Ort durch Joseph Rufli, den Wirt des imposanten Gasthofs Adler (1946 abgebrannt). Dieser betrieb in den Jahren um 1850 eine florierende Auswanderungsagentur, die Ausreisen nach Übersee organisierte. In Nebengebäuden des „Adlers“ entstand 1856 mit der Kerzenfabrik Brogle der erste Sissler Fabrikationsbetrieb. Die Firma produzierte bis 1976 und beschäftigte zeitweise rund 50 Personen.
Grundlegend für die Entwicklung des Dorfes war die Vergrösserung des Gemeindebanns um 1806. Damals wurde das linksrheinische Territorium der Stadt und des Stiftes Säckingen unter den anliegenden Gemeinden aufgeteilt, dabei erhielt Sisseln Land, auf dem sich später die Industrie niederliess. So erstellte in den 1960er Jahren die Basler Firma Hoffmann-La Roche ein Chemiewerk. Die Ansiedlung von Industrie und Gewerbetrieben sowie der Bau zahlreicher Wohnungen führten zu einem rasanten Wachstum der Gemeinde, welches das einst wenig bedeutende Dörfchen (361 Einwohner 1960) in einen attraktiven Arbeits- und Wohnort (1563 Einwohner 2016) mit guter Infrastruktur verwandelt hat.
Erarbeitet durch Dr. Linus Hüsser